Buch&Regie
Monika Hielscher&Matthias Heeder

Kamera
Roland Wagner

Ton
Ralf Richter

Schnitt
Michelle Barbin

Producer
Tilo Hoffmann
Sven Ibald

Herstellungsleitung
Jürgen Jeserik

Redaktion
Milka Pavlivic

Medienkontor Berlin für Arte ZDF

D 2009

Unter dem Rasterelektronenmikroskop sieht er faszinierend aus – der Staphylokokkus aureus , übersetzt so viel wie „goldenes Traubenkügelchen“. Doch in Wahrheit ist sein Ableger MRSA (Methycillin resistenter Staphylokocus aureus) der gefährlichste Killer-Keim der Gegenwart, und sein Siegeszug um die Welt scheint unaufhaltsam.
Die Dokumentation folgt den Spuren dieses unheimlichen Erregers, die uns zunächst in die USA – neben Japan und Großbritannien das Land mit der höchsten MRSA Durchseuchung – über die Schweinemastställe Hollands bis in die Krankenhäuser und Labore deutscher Bakteriologen führt.
Ausgangspunkt bildet der Fall des jungen Amerikaners Ashton Bonds aus Bedford Virginia. Als der 17-Jährige am 10.Oktober 2007 in die Notaufnahme der Bedford-Memorial-Klinik im US-Bundesstaat Virginia eingeliefert wurde, hatte er Symptome einer Blinddarmentzündung: Die rechte Bauchhälfte schmerzte, er klagte über Appetitlosigkeit, Brechreiz und Fieber. Die Ärzte konnten nichts finden. Sie schickten den Jungen nach Hause. Sechs Tage später war Ashton tot. Die Mediziner hatten ein kleines Furunkel an der Stirn des Schülers übersehen. Die Wunde war die Eintrittspforte für den Killer-Keim MRSA, die mit den bekannten Antibiotika nicht mehr zu bekämpfen war. Der junge Mann verfaulte bei lebendigen Leib.
Die „unheimliche fleischfressende Krankheit“, ausgelöst durch den caMRSA Erreger USA300, (ca steht für community aquired, d.h. in der Gemeinschaft übertragene MRSA Erreger) ist der spektakuläre Höhepunkt einer Entwicklung, der das teuerste Gesundheitssystem der Welt machtlos gegenübersteht: neben der zunehmenden MRSA Durchseuchung der Krankenhäuser breiteten sich die resistenten Keime ganz offensichtlich plötzlich mit rasanter Geschwindigkeit aus, wo sie vorher kaum eine Chance hatten – in der Allgemeinbevölkerung.
Tatsächlich sehen sich Mediziner in den USA einer kaum noch beherrschbaren Infektionssituation gegenüber, die wir aus dem Zusammenhang von wachsender Antibiotikaresistenz durch falschen oder übertrieben Einsatz von Antibiotika, Verseuchung der Krankenhäuser durch mangelnde Hygiene und die Ausbreitung des “Superbugs“, des Supererregers ausserhalb der Kliniken durch Übertragung von Mensch zu Mensch und von Tier auf Mensch entwickelt.
Insbesondere die Übertragung von Tier auf Mensch ist eine neue Entwicklung. Hier folgt der Film den Ereignissen in Holland.
Die niederländische Schweinezüchterin Ine van den Heuvel aus Nistelrode hegte schon lange den Verdacht, dass sich ihre Familie im Tierstall immer wieder mit MRSA infizierte. Aufgefallen war die Infektion erstmals, als ein OP-Termin für ihre sechsjährige Tochter wegen einer MRSA-Diagnose um Wochen verschoben werden musste, damit die Patientin den gefährlichen Keim loswerden konnte. Dannach kam es innerhalb der Familie immer wieder zu neuen Infektionen. „Wir versuchten alles, um die Keime loszuwerden“, erzählt die dreifache Mutter. „Doch wir waren innerhalb kürzester Zeit wieder befallen.“

An MRSA sterben jährlich mehr Menschen als an Aids.

 

In keinem anderen europäischen Land gab es in den vergangenen Jahren einen so rasanten MRSA-Anstieg wie in Deutschland. Auf manchen Intensivstationen liegt der MRSA-Anteil bereits bei über 50 Prozent: „Wir haben in den Kliniken ein infektiologisches Problem höchsten Ranges“, warnt das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI). Bereits rund 40 000 bis 50 000 Patienten infizieren sich jedes Jahr im Klinikbett oder auf dem OP-Tisch mit MRSA. Die Bakterien lösen meist Wund- oder Harnwegsinfektionen aus. In den schlimmsten Fällen führen sie zu lebensbedrohlichen Lungenentzündungen und Blutvergiftungen. Gefährdet sind vor allem Patienten auf chirurgischen Intensivstationen, in Abteilungen für Brandverletzte oder auf Neugeborenenstationen.
Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts Berlin sterben jährlich schätzungsweise 1500 Klinikpatienten an den Folgen einer multiplen Infektion. Hygieniker schätzen die Zahl der Opfer durchaus weitaus höher ein, da wegen der fehlenden Meldepflicht nicht alle MRSA Todesfälle registriert werden.
Holland und die skandinavischen Länder exerzieren seit Jahren vor, wie man den Horrorkeimen Einhalt gebieten kann. MRSA-Patienten werden dort strikt isoliert. Ärzte und Pfleger betreten deren Zimmer nur mit Schutzkleidung, Gesichtsmasken und Einmalhandschuhen. MRSA-Träger unter dem Personal müssen zu Hause bleiben und Antibiotika schlucken, bis der Erreger nicht mehr nachweisbar ist.

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